Berlin 2022
Objekte in der Lehre und Ausstellung – Bericht einer Exkursion der Kustodie OVGU
Am Freitag, den 17. Juni 2022 ging es für die diesjährige Objekt-Labor Gruppe auf eine Exkursion nach Berlin. Das Programm für den Tag war umfangreich: An drei Stationen ging es um unterschiedliche Herangehensweisen an Objekte, sowohl in der Lehre, als auch beim Ausstellen.
An der ersten Station, der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland, welche dem Hermann von Helmholtz-Zentrum zugehörig ist, wurden wir von dem Team der Koordinierungsstelle Sarah Link, Martin Sticker und Oliver Zauzig begrüßt. Zunächst durften wir einen Blick auf eine Ausstellung von medizinischen Objekten aus der Geschichte der Charité werfen. Hier waren zahlreiche Objekte ausgestellt, die ursprünglich zu Präparations- oder Demonstrationszwecken im Forschungs- oder Lehrbetrieb entstanden sind. Neben historischen medizinischen Instrumenten umfasst die Sammlung auch zahlreiche anatomische Präparate, unter anderem Gips- und Wachsmodelle und Human Remains.
Besuch der anatomischen Sammlung.
Nach der Besichtigung der Sammlung gingen wir in den Workshopteil über, in welchem uns die Tätigkeiten der Koordinierungsstelle vorgestellt wurden. Die Koordinierungsstelle arbeitet dabei im Allgemeinen an dem Ziel universitäre Sammlungen sichtbarer zu machen und in Forschung, Lehre und Bildung, durch Entwicklung von Strukturen und Vernetzungen, nutzbarer zu machen. Zentral sind momentan zwei Projekte. Zum einen steht die Schaffung einer Handreiche zur Lehre an Objekten in der Arbeitsgruppe im Vordergrund, zu der auch schon ein Positionspapier existiert. Außerdem wird in einem Projekt des Erasmus+ Programmes mit anderen europäischen Universitäten eine „Toolbox“ für Methoden der objektbasierten Online-Lehre geschaffen. Nach der Vorstellung der Koordinierungsstelle gab es für uns kurz die Möglichkeit unseren Object Display bei der Langen Nacht der Wissenschaft vorzustellen und zu reflektieren.
Exponate im Tieranatomischen Theater.
Nach einer kurzen Mittagspause trafen wir im Tieranatomischen Theater auf Felix Sattler. Er leitet und kuratiert das Tieranatomische Theater, welches mit seiner spannenden Architektur der Ausrichtungsort für wechselnde Ausstellungen ist. Wir bekamen einen Einblick in die Dauerausstellung, das „Sammlungsschaufenster“ in dem etwa 80 Objekte aus 23 Sammlungen der HU ausgestellt sind. In historischen Bibliotheksschränken sind die Objekte in vier Themenfeldern „Gebrauch“, „Herkunft“, „Vielfalt“ und „Lokalität“ ausgestellt. Ohne Text bei den Objekten selbst, lassen sich Zusammenhänge durch eine App in unterschiedlichen Konstellationen nachvollziehen. Die Beleuchtung eines jeden Objektes ist individuell gesteuert, so werden die Touren, welche die Besucher:innen über die App begehen, in Echtzeit durch das Aufleuchten der Beleuchtung sichtbar gemacht. Dadurch werden in der Sammlung, durch unterschiedliche Blickwinkel, wie Migration, Gender oder zeitliche Einordnungen („Gesammelt in der DDR“) immer wieder neue Perspektiven auf die Objekte und hochinteressante gesellschaftliche Themen eröffnet.
Nach dem Besuch bei Felix Sattler machten wir uns auf den Weg zu unserer letzten Station: der Ausstellung „Nach der Natur“ im Humboldt Labor. Das Humboldt Labor soll als der Teil des Humboldtforums gelten, das eine Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Wissenschaft darstellt. Im Ausstellungseingang haben Wissenschaftler:innen aus den sieben Berliner Exzellenzclustern unterschiedliche Fragen aus ihren Forschungsfeldern in animierten Videostatements zusammengestellt, beispielsweise die Erläuterung des Exzellenzclusters Scrips, welches die Entwicklung des „liberalen Scripts“ in unserer globalen Gesellschaft erzählt. Im großen Ausstellungsraum werden neben den Objekten, welche an Glaskästen von der Decke hängen, auf einer großen Videoleinwand die Perspektiven der Exzellenzcluster nochmals aufgegriffen: Hier äußern sich Wissenschaftler:innen aus Sicht ihrer Disziplin zu aktuellen Fragen, wie der Klimakrise, Migration oder dem Artensterben. In den Glaskästen, die Objekte aus den Sammlungen der Universitäten enthalten, werden ebenfalls unterschiedliche Perspektiven auf die Objekte durch die Begleittexte aufgemacht. Die Zusammenstellung der Objekte erinnert an eine Wunderkammer, die Glaskästen zeigen Fotos „bekannter körperbehinderter Persönlichkeiten“, in der DDR nach Berlin gebrachte Teile des Korallenriffes aus Kuba, Schuhe einer aus Mexiko in die USA geflohenen Frau, und vieles mehr. Die Ausstellung zeigt ein bisschen die Vernetzung unserer globalen Welt und offenbart, was man aus verschiedenen Perspektiven von Objekten bzw. „nach der Natur“ lernen kann.
Nach einem verdienten Abschlussgetränk auf der Dachterrasse ging es dann abends - mit vielen neuen Eindrücken und Ideen - wieder zurück nach Magdeburg.
Text: Hanna Westermann
Bilder: Hanna Westermann, Dr. Nora Pleßke