Schlaf - Schmerz – Stress - Kulturen und Techniken von Biofeedback-Systemen 1960 bis 1990: Material Culture-Forschung in der Medizintechnischen Sammlung der OVGU

BMBF-Förderrichtlinie Vernetzen-Erschließen-Forschen. Allianz für Hochschulsammlungen II, Projektlaufzeit 2023-2027

Sammlungsbezogene wissenschaftliche Forschung wird in den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastruktur (2011) als ein viertes Element von Forschung und Entwicklung neben Grundlagenforschung, angewandter Forschung und experimentellen Vorhaben eingeführt. Wir freuen uns, dass in der Kustodie der OVGU seit dem 1. Juli 2023 das BMBF-geförderte Verbundprojekt Schlaf - Schmerz - Stress in und um die Historische Medizintechnische Sammlung der OVGU koordiniert und richtungweisend durchgeführt wird. Einige der profilbildenden Bereiche der OVGU (Medizintechnik, Neurowissenschaften, Medical Prevention) sind damit auch in der deutschsprachigen Sammlungsforschung mit einem substantiellen Beitrag von Magdeburg aus vertreten – unter Material Culture-Fragestellungen aus den Bereichen Epistemologie, Technikgeschichte, Körperpraktiken.

Das Projekt gliedert sich in ein Vorlaufjahr zur Erschließung und Erfassung der Historischen Medizintechnischen Sammlung der OVGU im Verbund mit dem Deutschen Museum München und dem Technikmuseum Magdeburg. Eine dreijährige Forschungsphase schließt sich an, in der die Anglistische Kultur- und Literaturwissenschaft der OVGU (Prof. Dr. Susanne Peters, PD Dr. phil. habil. Nora Pleßke) und die Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Braunschweig (Prof. Dr. Christian Kehrt) geistes-, kultur- und geschichtswissenschaftliche Fragestellungen in Bezug auf Biomonitoring, Biofeedback und die Technikgeschichte der Geräte bearbeiten werden.

Technische Sammlungsobjekte unterscheiden sich von den meisten naturwissenschaftlichen, didaktischen oder historischen Sammlungen im Hinblick auf ihren operativen Funktionserhalt, der besonderer Aufmerksamkeit bedarf. So sind beispielsweise ein Radio oder ein Telefon als Objekte beschreibbar (Gehäuse, Lautsprecher, Schaltung etc.), aber erst im Zeitverhalten, nämlich im eingeschalteten Zustand, geben sie Auskunft über die operativen Prozesse, die sie organisieren, wozu freilich eine ganze Infrastruktur gehört. Im Vorlaufjahr wird ein Konzept bzw. eine Best-Practice-Lösung erarbeitet, wie mit besonderer Gewichtung des Funktionserhalts wissenschaftliche technische Universitätssammlungen bearbeitet werden können/sollten (Basic Collection Techniques).

BIOSRFT Messgerätewerk Zwönitz Biomonitor BMT 501 © Marlene Adam/ Uni Magdeburg

Im Vorlaufjahr bereitgestellte lauffähige Biomonitorsysteme (z.B. EEG, EKG vornehmlich aus den 1970er und 80er Jahren) aus der Sammlung stehen im Weiteren bereit für die sich von 2024-27 anschließende Forschungsphase. Die Erfahrungswelten Schlaf, Schmerz und Stress sind heuristisch leitend für drei transdisziplinär ineinandergreifende Forschungsprojekte aus epistemologischer, technikhistorischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Die Arbeiten der drei Forschungsprojekte laufen in vier mehrmonatige Phasen im Temporären Objektlabor zusammen. Das Temporäre Objektlabor ist ein Instrument der Sammlungsforschung und wurde 2018 im Rahmen eines Pilotprojekts des Exzellenzclusters Bild Wissen Gestaltung. Ein Interdisziplinäres Labor an der Humboldt Universität zu Berlin entwickelt.

Ein Kernelement des Temporären Objektlabors ist das Forschende Ausstellen, das seit 2013 maßgeblich von Felix Sattler am Tieranatomischen Theater Berlin entwickelt und etabliert wird. Workshops, Depotschau und Diskurssalons im Rahmen des Forschungsprojekts sind insofern ein nativer Beitrag zur Third Mission-Strategie der OVGU. Die Arbeit im Temporären Objektlabor wird flankiert durch Forschende Lehre, eine Ringvorlesung und eine Abschlusstagung mit Ausstellung. Die Veranstaltungen werden auf der Website, über den Newsletter und die universitären Kanäle angekündigt.

Ein erfahrenes wissenschaftliches Team an der OVGU und der TU Braunschweig garantiert Qualität, Austausch und Vernetzung in den einzelnen Disziplinen. Neben den Partnern im Verbund (Kustodie OVGU, TU Braunschweig, Technikmuseum Magdeburg, Deutsches Museum München) sind weitere wichtige Praxispartner das Technoseum Mannheim, die Medizinhistorische Sammlung der Ruhr-Universität Bochum, die Kustodie der TU Dresden, das Tieranatomische Theater Berlin und der Forschungscampus STIMULATE in Magdeburg. Mitgliedschaften in Arbeitsgruppen der Gesellschaft für Universitätssammlungen (AG Sammlungserhalt, AG Partizipation und Transfer) fördern den Austausch in der deutschsprachigen Sammlungsforschung. Begleitet wird das Projekt von einem ebenfalls BMBF-geförderten Forschungsvorhaben an der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland.  

Letzte Änderung: 09.08.2024 - Ansprechpartner: Webmaster